Krankenhausinfektionen: VDGH für Regeluntersuchung bei Klinikaufnahme

Berlin - Angesichts einer halben Million Krankenhausinfektionen mit 30.000 Toten pro Jahr hat der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) an Bund und Länder appelliert, im Kampf gegen diese wachsende Bedrohung nicht nachzulassen und mutige Schritte zur Bekämpfung multiresistenter Keime einzuleiten.

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Der Vorstandsvorsitzende des VDGH, Matthias Borst, betonte heute (9.) in Berlin den Stellenwert eines Erregerscreenings bei der Aufnahme von Patienten in die Klinik.

Insbesondere wenn Infektionen nicht mehr mit Medikamenten bekämpft werden könnten, bleibe keine andere Wahl, als die Verbreitung gefährlicher Keime durch andere Maßnahmen zu unterbinden, betonte er vor Fachleuten aus Medizin, Krankenkassen und Politik auf der VDGH-Veranstaltung „Kapituliert Deutschland vor den Killerkeimen?“. Borst verwies dabei auf die Erfolge, die die Niederlande sowie die skandinavischen Länder durch solche Regeluntersuchungen bei der Klinikaufnahme erzielt haben, mit denen das Einschleppen und die Verbreitung gefährlicher Keime in Kliniken wirkungsvoll bekämpft wird.

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, Professor Dr. Martin Exner, forderte daher auf der Veranstaltung die „konsequente Implementierung von Screening-Verfahren“, um Patienten zu erkennen, die mit multiresistenten Keimen infiziert sind. Dies sei die „entscheidende Voraussetzung, um unmittelbar krankenhaushygienische Maßnahmen einleiten zu können.“

Besorgt zeigte sich der VDGH-Vorsitzende über das abnehmende öffentliche Interesse an dem Thema Klinikinfektionen, das im Spätsommer nach tragischen Vorfällen in Mainz die Medien beherrscht hatte. Von den Forderungen und vollmundigen Versprechen der Politiker sei wenig übrig geblieben, obwohl durch Krankenhausinfektionen nicht nur persönliches Leid, sondern auch enorme gesellschaftliche Kosten verursacht würden. Die Europäische Kommission schätzt die Kosten durch verlängerte Klinikaufenthalte, schwierigere und teurere Behandlungen sowie Fehlzeiten am Arbeitsplatz für 2008 auf rund fünf Milliarden Euro.

Durch flächendeckende Screening-Maßnahmen lasse sich allein in Deutschland – so der VDGH – nach Abzug der entsprechenden Untersuchungskosten eine Milliarde Euro pro Jahr sparen. Borst: „Gerade in einer Zeit, in der händeringend nach Effizienzreserven im Gesundheitswesen gesucht wird, sind dies schlagende Argumente für die rasche Einführung flächendeckender Screening-Maßnahmen.“ Deren Nutzen hatte bereits Anfang des Jahres das dem Bundesgesundheitsministerium unterstehende Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) bestätigt.

Borst gab sich zuversichtlich, dass die Ergebnisse aus derzeit laufenden Modellversuchen und MRSA-Netzwerken die Argumente für die bundesweite Einführung untermauern. 

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Die Experten sowie der Moderator und der Vorstandsvorsitzende des VDGH während des Expertentalks am 9. November 2010 in Berlin. Von links nach rechts: Dr. Nils-Olaf Hübner, Universitätsklinikum Greifswald; Dr. Wolfgang van den Bergh, Ärzte-Zeitung; Prof. Dr. Martin Exner; Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene; Dr. Wolfgang Gärtner, Deutsches Beratungszentrum für Hygiene sowie Matthias Borst, Vorstandsvorsitzender des VDGH

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VDGH Verband der Diagnostica-Industrie e. V.
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Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) vertritt als Wirtschaftsverband die Interessen von rund 90 Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von rund 3,7 Milliarden Euro. Sie stellen Untersuchungssysteme und Reagenzien zur Diagnose menschlicher Krankheiten her, mit denen ein Umsatz von 2,2 Milliarden Euro erzielt wird, sowie Instrumente, Reagenzien, Testsysteme und Verbrauchsmaterialien für die Forschung in den Lebenswissenschaften, mit denen ein Umsatz von 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet wird.

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