Krankenhausinfektionen: Screening und Hände sind Schlüssel für Patientensicherheit

Berlin, 2.03.2012 - Das neue Infektionsschutzgesetz war eines der wichtigen Themen auf dem 19. Führungskräfteseminar vom Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) und dem Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) heute in Berlin. Die zweitägige Veranstaltung, eröffnet vom VKD-Präsidenten Dr. Josef Düllings, stand unter dem Titel "Zukunft der Patientenversorgung - Gesetzliche Herausforderungen und Best Practice in Krankenhäusern".

Krankenhausmanager und Hygieniker aus Deutschland und den Niederlanden erörterten die Umsetzung des novellierten Infektionsschutzgesetzes und tauschten  ihre Erfahrungen im Kampf gegen gefährliche Krankenhauskeime aus. Am ersten Tag stand die Verzahnung von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten im Fokus. Spitzenvertreter des Bundesgesundheitsministeriums, der Gesetzlichen Krankenversicherung, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und der Kassenärztlichen Vereinigungen loteten aus, was das Anfang des Jahres in Kraft getretene Versorgungsstrukturgesetz zur nahtlosen Patientenversorgung beitragen kann.  

„Beide Gesetze enthalten Neuregelungen, die das Krankenhausmanagement vor große Herausforderungen stellen.  Im Vordergrund steht, wie Patienten zukünftig besser vor Infektionen mit sogenannten „Killerkeimen“, wie z.B. MRSA oder ESBL, geschützt werden“, sagte Dr. Martin Walger, Geschäftsführer des VDGH. VKD-Präsident Düllings betonte vor den 120 Teilnehmern des Seminars: „Krankenhaushygiene ist nicht länger ein Thema für Experten. Die Krankenhausleitungen übernehmen Verantwortung – wir müssen die Vermeidung von Infektionen zu unserem Thema im Alltag der Krankenhäuser machen.“

Dr. Bärbel Christiansen, Chef-Hygienikerin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, informierte über die hygienischen Mindestanforderungen aufgrund der flächendeckenden Rechtsverordnungen der Länder. „Bis Ende dieses Monats müssen alle Bundesländer entsprechende Vorschriften erlassen; in drei Ländern steht dies noch aus“, sagte Christiansen. Experten sind sich einig, dass Gesetzesauflagen jedoch nicht alles sind.

Aufgezeigt wurde, dass mehr Hygienespezialisten in Krankenhäusern und ein konsequentes Hygienemanagement für die Eindämmung multiresistenter Keime elementar sind: „Unsere Erhebungen zeigen, dass der Krankenhauspatient die Keimquelle und die Hände der eigentliche Keimüberträger sind“, sagte Prof. Sebastian Lemmen, Infektiologe und Leiter des Zentralbereichs für Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Aachen. „Daher ist die Desinfektion der Hände vor und nach dem Patientenkontakt der Schlüssel zur Vermeidung von Keimübertragungen“, so Lemmen. „Eine umfassende Aufklärung und Verpflichtung des Personals sind entscheidend“.

Das Patientenscreening mittels gezielter labordiagnostischer Methoden spielt  eine zentrale Rolle im Kampf gegen die „Killerkeime“. Prof. Alex Friedrich, Leiter der medizinischen Mikrobiologie und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Groningen (NL) bestätigte die Erfolge  in niederländischen Krankenhäusern  und bescheinigte den deutschen Kliniken ihr vorhandenes Potential: „ Deutschland fehlen nur die letzten Meter zur Umsetzung“.

Dr. Christoph Hoppenheit,  stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Münster (UKM) belegte mit Unternehmensdaten, dass sich  eine konsequente Diagnostik betriebswirtschaftlich rechnet: „Die Behandlung mit Keimen besiedelter und infizierter Patienten verursacht  am UKM jährlich 6,6 Mio. Euro Mehrkosten“, so Hoppenheit. „Ein Screening aller Patienten bei der Aufnahme in unser Haus ist wirtschaftlich.“ Zugleich würde auch das Vertrauen der Bürger und Patienten in die Klinik gestärkt.

Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) vertritt als Wirtschaftsverband die Interessen von 90 Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von rund 3,7 Milliarden Euro. Sie stellen Untersuchungssysteme und Reagenzien zur Diagnose menschlicher Krankheiten her, mit denen ein Umsatz von 2,2 Milliarden Euro erzielt wird, sowie Instrumente, Reagenzien, Testsysteme und Verbrauchsmaterialien für die Forschung in den Lebenswissenschaften, mit denen ein Umsatz von 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet wird.

DATUM
02.03.12

RÜCKFRAGEN AN
VDGH Verband der
Diagnostica-Industrie e. V.
Gabriele Köhne
T 030 200 599-43
F 030 200 599-49
koehne@vdgh.de
www.vdgh.de


PM-2012-03-02-Infektionsschutz-in-Krankenhaeusern | pdf | 77 KB