Diagnostica-Industrie: Optimistisch für 2011 - aber Skepsis wächst

Berlin - Die Bilanz des Jahres 2010 ist für die Diagnostica-Industrie in Deutschland ernüchternd: Die Hersteller von Labortests und Diagnoseverfahren für ärztliche Laboratorien müssen nach den vorläufigen Zahlen einen Umsatzrückgang um 0,9 Prozent auf 2,14 Milliarden Euro hinnehmen. Damit kann das Wachstumstempo der vergangenen Jahre nicht gehalten werden.

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Hinsichtlich der Geschäftsaussichten für das neue Jahr mehren sich zwar skeptische Stimmen, fast drei Viertel der befragten Unternehmen erwarten aber steigende Umsätze. Dies teilte der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) heute (17.) in Berlin mit. Während der Markt der klassischen Labordiagnostik im abgelaufenen Jahr leicht um 0,3 Prozent  auf 1,34 Milliarden Euro wuchs, sei das Geschäft mit Schnelltests, die von den Patienten überwiegend selbst angewendet werden können, um 2,8 Prozent auf 800 Millionen Euro eingebrochen. Die Ursache hierfür sieht der Vorstandsvorsitzende des VDGH, Matthias Borst, in der anhaltenden Diskussion um die Erstattungsfähigkeit von Blutzuckerteststreifen für nicht insulinpflichtige Diabetiker. Obwohl eine Entscheidung in dieser Frage nicht absehbar sei, hätten verunsicherte Ärzte ihr Verordnungsverhalten bereits verändert.
Für Borst ist dies ein Beispiel dafür, wie sensibel die Gesundheitswirtschaft auf den hochregulierten  Markt reagiert: „Wenn schon allein eine Diskussion solche Folgen hat, dann wird klar, wie anfällig die Diagnostica-Industrie gegenüber gesundheitspolitischen Entscheidungen des Gesetzgebers und der Selbstverwaltung ist. Diese Eingriffe gelten – wie die Umfrage ergab – auch als Negativfaktoren des Standorts Deutschland.“

Als wichtigstes Ergebnis der jährlichen Mitgliederbefragung hielt Borst fest: „Die wirtschaftlichen Erwartungen für 2011 sind unter dem Strich positiv“. Fast drei Viertel (72,5 Prozent) aller Firmen gingen von steigenden Umsätzen in 2011 aus. Als Warnzeichen sieht der Vorsitzende jedoch die deutliche Zunahme der Firmen, die mit einem schrumpfenden Geschäft rechnen: Ein knappes Fünftel, und damit doppelt so viel wie im vergangenen Jahr, prognostiziere Umsatzeinbußen.

Noch schlägt diese Skepsis nicht auf die Investitions- und Personalplanung durch. Gut 80 Prozent wollen laut Umfrage mindestens so viel wie im vergangenen Jahr in Anlagen und Forschung investieren, die Hälfte ihr Personal aufstocken und ein Drittel den bisherigen Personalstand halten. Knapp 13 Prozent planen Entlassungen. Borst betonte: „Über die Gesamtbranche gesehen können wir für das Jahr 2011 von einem Personalaufbau ausgehen.“

Der Wirtschaftsstandort Deutschland wird von den Managern ambivalent beurteilt: Positiv sei der hohe Standard der klinischen Forschung sowie die Qualifikation und Zuverlässigkeit  der Mitarbeiter. Als Hemmnisse für die Entwicklung der Industrie werden Bürokratie und Dauer der Aufnahme neuer Tests in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen angesehen sowie der hohe Preisdruck und fortschreitende Konzentrationsprozess bei den Kunden.

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VDGH Verband der Diagnostica-Industrie e. V.
Thomas Postina
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Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) vertritt als Wirtschaftsverband die Interessen von rund 90 Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von rund 3,7 Milliarden Euro. Sie stellen Untersuchungssysteme und Reagenzien zur Diagnose menschlicher Krankheiten her, mit denen ein Umsatz von 2,2 Milliarden Euro erzielt wird, sowie Instrumente, Reagenzien, Testsysteme und Verbrauchsmaterialien für die Forschung in den Lebenswissenschaften, mit denen ein Umsatz von 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet wird.

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