Diagnostica-Industrie: Innovationen scheitern an bürokratischen Hürden

Berlin - Innovative Labortests sind ein Schlüssel zu mehr Effizienz in der Gesundheitsversorgung. Diese Auffassung hat der Vorstandsvorsitzende des Verbands der Diagnostica-Industrie (VDGH), Dr. Jürgen Schulze, in Berlin vertreten. "Ohne eine zutreffende Diagnose gibt es keine gezielte und damit keine kosteneffiziente Behandlung." Allerdings würden die Chancen, die die Labordiagnostik zur Kostendämpfung biete, nicht optimal genutzt.

Auf der Mitgliederversammlung seines Verbands sagte er (gestern Abend, 21. 4.) in Berlin, die Einführung neuer Labortests werde trotz des im Koalitionsvertrag formulierten Ziels, die Innovationskraft der deutschen Medizintechnik zu stärken und eindeutige, praktikable Verfahren zur Kosten-Nutzen-Bewertung einzuführen, noch immer durch bürokratische Hemmnisse verzögert. An die Politik gewandt, forderte er: „Nehmen Sie die Selbstverwaltung in die Pflicht, diese politischen Vorgaben auch umzusetzen. Hier gibt es nach unserer Einschätzung erhebliche Diskrepanzen zwischen dem politisch Gewollten und der Verfahrenspraxis im Alltag.“

Der VDGH-Vorsitzende forderte vor Vertretern aus Politik, Gesundheitswesen und Industrie insbesondere klare Fristen, innerhalb derer über die Aufnahme neuer Labortests in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) entschieden werden muss. Darauf seien die Hersteller von Laborreagenzien und Analysensysteme schon deshalb angewiesen, weil sie als eine der wenigen Leistungserbringer dem vollen Preiswettbewerb ausgesetzt sind. Zur Planungssicherheit der Unternehmen sei daher neben klaren Entscheidungsfristen ein auskömmlicher Gebührenordnungsrahmen nötig, der „nicht im Wochentakt reformiert wird“.

Auch auf das Effizienzpotenzial, das die Labordiagnostik in der Prävention bietet, wies Dr. Jürgen Schulze hin. Insbesondere bei der Früherkennung von Krankheiten könnten mit Hilfe von Labortests  am ehesten Erfolge erzielt werden. „Jeden Tag, an dem in Sachen Prävention nichts geschieht, vergeuden wir Geld – Geld, das im Gesundheitssystem fehlt.“

Der VDGH-Vorsitzende forderte, dass die Krankheitsfrüherkennung angemessener Bestandteil des Leistungskatalogs der Gesetzlichen Krankenversicherung sein soll und die gesetzlichen Vorsorgeprogramme regelmäßig im Hinblick auf ihre wissenschaftliche Aktualität überprüft werden. Außerdem sollten die Patienten besser über bestehende Präventionsprogramme aufgeklärt und durch persönliche Schreiben zur Teilnahme aufgefordert werden.

Zum Nachfolger von Schulze, der wegen Übernahme der Präsidentschaft des europäischen Diagnostica-Verbands EDMA mit Ablauf der Mitgliederversammlung den VDGH-Vorsitz niederlegte, wurde Matthias Borst gewählt. Der bisherige stellvertretende VDGH-Vorsitzende ist Geschäftsführer des amerikanischen Medizinprodukte-Unternehmens Becton-Dickinson in Heidelberg. Neuer stellvertretender Vorsitzender wurde Harald H. Borrmann, Leitung Verkauf Labordiagnostik Deutschland von Roche Diagnostics, Mannheim. Auch er gehörte dem Vorstand bereits an. Dr. Schulze bleibt weiterhin Mitglied des Vorstands.


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Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) vertritt als Wirtschaftsverband die Interessen von rund 90 Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von rund 3,7 Milliarden Euro. Sie stellen Untersuchungssysteme und Reagenzien zur Diagnose menschlicher Krankheiten her, mit denen ein Umsatz von 2,2 Milliarden Euro erzielt wird, sowie Instrumente, Reagenzien, Testsysteme und Verbrauchsmaterialien für die Forschung in den Lebenswissenschaften, mit denen ein Umsatz von 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet wird.

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