VDGH-Mitgliederversammlung: Wie kann Personalisierte Medizin gelingen?

Berlin, 27.04.2012 - Es wird deutlich, dass die Personalisierte Medizin in der politischen Diskussion an Boden gewinnt:

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Von li.: Prof. Theodor Dingermann, Birgit Fischer (vfa), Dr. Carola Reimann (SPD), Katja Nellissen (Moderatorin), Matthias Borst (VDGH), Foto: Schacht

Companion Diagnostics als Schlüssel zur Personalisierten Medizin war das Thema der diesjährigen Mitgliederversammlung des Verbandes der Diagnostica-Industrie (VDGH) in Berlin. Mit seinem Impulsvortrag „Personalisierte Medizin – Hope or Hype“ gab Prof. Theodor Dingermann vom Institut für Pharmazeutische Biologie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main den Einstieg für die Podiumsdiskussion. Dr. Carola Reimann (SPD), Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages, Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes forschender Arzneimittelhersteller (vfa), Prof. Dingermann und VDGH-Vorstandschef Matthias Borst diskutierten, wie Innovationen aus dem Forschungslabor den Weg in die Regelversorgung finden könnten.

„In diagnostischen Checks liegen große Chancen“ sagte Fischer, denn Ärzte wollen individuell behandeln.“ Kernpunkt der Debatte war die verzögerte oder ausbleibende Refinanzierung von begleitenden Tests (Companion Diagnostics) in der gezielten Arzneimitteltherapie. In solchen Fällen ist das Medikament bereits zugelassen. Der nötige Labortest stellt vor der Arzneimittelgabe fest, ob das Medikament beim einzelnen Patient aufgrund seiner genetischen Disposition anschlagen kann. Auf diesem Wege unterbleiben unwirksame Arzneimitteltherapien; die Effizienz der Gesundheitsversorgung wird erhöht. Solange eine Gebührenziffer für den Test fehlt, kann ihn der Arzt jedoch nicht veranlassen - ein paradoxer Zustand.

Die Experten waren sich einig, dass die Kommunikation zwischen Pharma-, Diagnostica-Industrie und Selbstverwaltung verbessert werden müsste. „Hersteller müssen bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt zusammenarbeiten, um Arzneimittel sowie einen Begleittest gemeinsam in die Erstattung zu führen“, betonte Reimann. Dingermann bestätigte: „Wenn sich die Partner zu einem frühen Zeitpunkt finden, haben Tandemlösungen beste Chancen.“ Entscheidend aber ist die Erstattungsfrage. VDGH-Chef Borst forderte, dass der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) und der Bewertungsausschuss verpflichtet werden müssen, verbindliche Vorgehensweisen und Zeitfenster für die Erstattung des Companion Diagnostics festzulegen. „Wir dürfen zwar inzwischen Tests für eine Bewertung vorschlagen, damit ist aber noch nicht gesagt, dass die Selbstverwaltung sie auch diskutiert“ sagte Borst. Der HPV-Test sei mit neun Jahren Wartezeit ohne Entscheidung immer noch das eindringlichste Beispiel dafür, dass verbindliche Zeitvorgaben für die Beratungen der Selbstverwaltung erforderlich sind, so Borst.

Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) vertritt als Wirtschaftsverband die Interessen von rund 90 Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von rund 3,7 Milliarden Euro. Sie stellen Untersuchungssysteme und Reagenzien zur Diagnose menschlicher Krankheiten her, mit denen ein Umsatz von 2,2 Milliarden Euro erzielt wird, sowie Instrumente, Reagenzien, Testsysteme und Verbrauchsmaterialien für die Forschung in den Lebenswissenschaften, mit denen ein Umsatz von 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet wird.


DATUM
27.04.12


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