VDGH-Mitgliederversammlung stellt Diabetes in den Mittelpunkt

Berlin, 11.05.2015 - Diabetes fordert drei Tote pro Stunde", alarmierte Prof. Dr. Oliver Schnell, Leiter der Forschungsgruppe Diabetes e. V. am Helmholtz-Zentrum München im Rahmen der öffentlichen Mitgliederversammlung des Verbandes der Diagnostica-Industrie (VDGH) in Berlin.

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Prof. Dr. Oliver Schnell bei seinem Vortrag auf der VDGH-Mitgliederversammlung, Foto: Henning Schacht

Der Forscher machte die Dringlichkeit des Themas deutlich, denn die Zahlen kündigen von einem Tsunami, der das Gesundheitssystem in Deutschland in wenigen Jahrzehnten überrollen wird: „7,6 Millionen Diabetes-Betroffene gibt es heute in Deutschland, 95 Prozent davon sind Typ-2 Diabetiker“, sagte Schnell. Zudem sei der Typ-1 Diabetes bei den Fünf- bis Neunjährigen auf dem Vormarsch.

Schnell erläuterte die Komplikationen und möglichen Spätfolgen der Krankheit, die tödliche Unterzuckerungen, Erblindungen und Amputationen infolge von Nervenschädigungen sowie Nierenversagen umfassen. Ferner begünstige Diabetes das Entstehen koronarer Herzerkrankungen und jüngsten Erkenntnissen zufolge auch das Risiko, an Demenz zu erkranken. „Aufklärung, Prävention und diagnostische Früherkennung sind vor diesem Hintergrund zentrale Notwendigkeiten“, so Schnell.

Neben Starfriseur Udo Walz, der an diesem Abend aus ganz persönlicher Perspektive über das Leben mit Diabetes erzählte, stand die Frage nach einem Nationalen Diabetes-Plan im Zentrum eines Podiumsgespräches. MdB Dietrich Monstadt (CDU) und selbst Diabetiker, befürwortete eine Nationale Diabetes-Strategie, die die zuständigen Bundesressorts, Länder, Kommunen und die Selbstverwaltung an einen Tisch bringe. Monstadt unterstützte eine gezielte Diabetes-Aufklärung in Kindergärten und Schulen und forderte eine bessere Ausbildung der Mediziner. Dr. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin sprach von einer „narrativen Medizin“: Diabetologen müssten in der Kommunikation geschult werden, um ihre Patienten besser zu erreichen.

Prof.  Schnell verwies darauf, dass Deutschland europaweit führend in der Diabetesforschung sei, das Wissen jedoch auch in die Praxis umgesetzt werden müsse. „Die Blutzuckermessung bleibt dabei ein essentieller Bestandteil des Diabetes-Managements“, so der Diabetes-Forscher. Er verwies in diesem Zusammenhang auf eigene Studien, die den Nutzen einer höheren Messgenauig¬keit quantifizierten. VDGH-Vorstandschef Borst unterstrich die technischen Fortschritte bei den Mess-Systemen. Borst forderte die Politik  auf, die Expertise der Industrie stärker einzubeziehen: „Bei gesundheitspolitischen Fragen bleiben die Hersteller meist außen vor – dabei sind es die Innovationen unserer Unternehmen, die Antworten auf ein besseres Diabetes-Management geben können. Wir wünschen uns von Politik und Selbstverwaltung mehr Mut, bei Diabetes neue Wege zu gehen.“

Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) vertritt als Wirtschaftsverband die Interessen von 95 Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von rund 4 Milliarden Euro. Sie stellen Untersuchungssysteme und Reagenzien zur Diagnose menschlicher Krankheiten her, mit denen ein Umsatz von 2,2 Milliarden Euro erzielt wird, sowie Instrumente, Reagenzien, Testsysteme und Verbrauchsmaterialien für die Forschung in den Lebenswissenschaften, mit denen ein Umsatz von 1,8 Milliarden Euro erwirtschaftet wird.



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