VDGH-Mitgliederbefragung: IVD-Branche steht vor einem schwierigen Jahr

Berlin, 31.01.2013 -Die Erwartungen der Diagnostika-Industrie an das wirtschaftliche Wachstum 2013 sind gegenüber dem Vorjahr deutlich gedämpft: Zu diesem Ergebnis kam die Branchen-Umfrage des Verbandes der Diagnostica-Industrie (VDGH), die dieser im Dezember 2012 unter seinen IVD-Mitgliedsunternehmen durchführt. An der Befragung hatten sich 48 von 70 Unternehmen beteiligt.

Der deutsche Diagnostika-Markt schrumpft in 2012 voraussichtlich um 1,5 Prozent auf insgesamt 2,19 Milliarden Euro. Dabei zeigt sich ein zweigeteiltes Bild: Während die klassische Labordiagnostik um 2,9 Prozent wächst, beläuft sich der Rückgang bei den sogenannten Schnelltests auf fast acht Prozent. Grund dafür ist zum einen der ab 1. Oktober 2011 wirksame Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), wonach Typ-2-Diabetiker, die nicht insulinpflichtig sind, nur noch in Ausnahmefällen Blutzuckerteststreifen als Kassenleistung erhalten. Zum anderen zeigt die Budgetierung der Ärzte bei der Verordnung von Teststreifen ihre Wirkung. Das Marktsegment befindet sich weiter im Abwärtstrend.

Gut 10 Prozent der befragten Firmen erwarten für ihr Unternehmen eine Verschlechterung. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (54,2 %) gehen von einer stagnierenden Situation aus. Ein gutes Drittel (35,4 %) rechnet damit, dass sich die wirtschaftliche Situation seines Unternehmens verbessern wird.

„Dies sieht auf ersten Blick noch recht optimistisch aus“, sagt Dr. Karl-Heinz Büscher von Siemens Healthcare Diagnostics und Vorstandsmitglied des VDGH. „Vergleicht man jedoch die Angaben mit den Ergebnissen der Vorjahresumfrage, so zeigt sich: Die Erwartungen sind gegenüber dem Vorjahr spürbar gedämpft.“ Damals prognostizierten noch mehr als 56 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung der eigenen Situation, aktuell sind es 21 Prozent weniger. Der Anteil derjenigen, die eine stagnierende wirtschaftliche Entwicklung erwarten, hat sich gegenüber dem Vorjahr um fast 22 Prozent erhöht. „Insgesamt sehen wir eine Stimmungslage, die pessimistischer ist als im letzten Jahr“, so Büscher.

„Die IVD-Branche glaubt zwar nach wie vor an den Standort Deutschland“, sagt Dr. Martin Walger, Geschäftsführer des VDGH, „denn die Qualifikation der Mitarbeiter, die gute Zahlungsmoral und das Versorgungsniveau der Patienten sind gute Gründe dafür.“ Dies zeige auch die Investitionsbereitschaft und die Bereitschaft der meisten Firmen, Mitarbeiter zu halten oder in einigen Fällen sogar aufzustocken. Dennoch schmelze der Vertrauensbonus: „Die schnelle Marktzulassung durch das CE-Kennzeichen hat bei der Nennung an Bedeutung verloren“ so Walger. Zwar sehen in der Personalisierten Medizin laut Befragung mehr als die Hälfte der Unternehmen weiterhin eine Zukunft, gleichwohl dürften aber die Umsatzpotenziale für die IVD-Industrie insgesamt überschaubar bleiben, sagt der VDGH-Geschäftsführer.

Er mahnt vor allem an, dass die Hürden bei den Rahmenbedingungen immer größer werden: Zwar machten sich die Laborkonsolidierungen nicht mehr so negativ bemerkbar wie noch in den Jahren zuvor, ihnen gegenüber stünden jedoch immer stärkere Regulierungen im Gesundheitssystem: So wurde die Vergütung von Laborleistungen nach dem EBM in den ersten beiden Quartalen 2013 flächendeckend um mehr als 10 Prozent abgesenkt. Auch ist die Aufnahme von neuen Labortests in den EBM nahezu zum Stillstand gekommen. Zudem lässt die Umsetzung der Erprobungsregelung nach § 137 e SGB V auf sich warten. Darüber hinaus wirkt sich die neue europäische IVD-Verordnung belastend aus, denn nach 15 Jahren wird das europäische Medizinprodukterecht umfassend verändert und verschärft. „Allein der flächendeckende Schwenk, In-vitro-Diagnostika künftig in höhere Risikokategorien einzustufen, wird für die Industrie Mehrkosten in dreistelliger Millionenhöhe mit sich ziehen“, so Walger.

„Bei dieser Entwicklung ist eine Besserung der Stimmung nicht abzusehen“, warnt Büscher, „denn rund 70 Prozent unserer Unternehmen forschen in Deutschland und für viele Unternehmen ist Deutschland als Heimatmarkt entscheidend. Es alarmiert, dass wir uns in einem System bewegen, welches Innovationen erschwert.“

Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) vertritt als Wirtschaftsverband die Interessen von rund 90 Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von rund 3,7 Milliarden Euro. Sie stellen Untersuchungssysteme und Reagenzien zur Diagnose menschlicher Krankheiten her, mit denen ein Umsatz von 2,2 Milliarden Euro erzielt wird, sowie Instrumente, Reagenzien, Testsysteme und Verbrauchsmaterialien für die Forschung in den Lebenswissenschaften, mit denen ein Umsatz von 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet wird.

DATUM
31.01.2013

RÜCKFRAGEN AN
VDGH Verband der
Diagnostica‐Industrie e. V.
Gabriele Köhne
T 030 200 599‐43
F 030 200 599‐49
koehne@vdgh.de
www.vdgh.de

Statement Dr. Martin Walger Pressegespräch 2013 | pdf | 134 KB

PM_VDGH_Branchenprognose_2013 | pdf | 150 KB

Infografiken | pdf | 3 MB

VDGH-Praesentation_Pressegespraech_2013 | pdf | 414 KB