VDGH-Diagnostica-Forum: Wert der Diagnostik in der Politik angekommen

Berlin, 20.02.2017 - Auf dem Diagnostica-Forum 2017 haben 120 Teilnehmer aus Industrie, Politik, Selbstverwaltung und Labor neue Einblicke gewonnen in die aktuelle Gesundheitsgesetzgebung, Patientenversorgung sowie in die Möglichkeiten innovativer Diagnostik.

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VDGH-Vorstandsvorsitzender Matthias Borst, Foto: Henning Schacht

„Die IVD-Branche zeigt sich nach der aktuellen Branchenerhebung weiter als eine der innovativsten in Deutschland“, sagte der VDGH-Vorstandsvorsitzende Matthias Borst zum Auftakt der Veranstaltung. Messgröße hierfür ist der Anteil der Beschäftigten in der Forschung und Entwicklung (F&E). Der Anteil liegt konstant bei mehr als 12 Prozent. Zudem fließen 10,7 Prozent der Umsätze in die Forschung und Entwicklung. Für 2017 wollen mehr als 60 Prozent der Unternehmen ihre Forschungsinvestitionen erhöhen. „Die Branche lebt von innovativen Technologien“, erklärte Borst. Auch das Marktsegment der Companion Diagnostics im Bereich der Personalisierten Medizin habe sich deutlich weiterentwickelt: „37 Prozent der Unternehmen erzielen hier Umsätze, während im Jahr 2014 der Anteil noch unter 30 Prozent lag“, so Borst.

Für die Hersteller von In-vitro-Diagnostika (IVD) hat vor allem das Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz (AMVSG) große Bedeutung. MdB Dr. Roy Kühne berichtete zum Stand der aktuellen Gesetzgebung. Kühne unterstrich die Bedeutung der Diagnostik im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen. „Zu einer guten Methode gehört eine gute Diagnostik, dies gilt insbesondere vor der Gabe von Antibiotika“, sagte Kühne. Hier komme der Diagnostika-Industrie eine besondere Rolle zu. Kühne wünschte sich eine entsprechende Wertschätzung der Labordiagnostik auch für den Bereich der Personalisierten Medizin: „Sie kostet Geld, aber wir sind uns alle einig, dass eine zielgerichtete Therapie, die dem Patienten wirklich hilft, sinnvoller ist, als eine, die nur zu 50 Prozent anschlägt“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete. Kühne sprach sich dafür aus, dass Innovationen schneller in der Versorgung ankommen. „Unser Auftrag an die Selbstverwaltung lautet, hier mehr Klarheit zu schaffen.“

Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Umstrukturierung der Laborvergütung im vertragsärztlichen Bereich gab Dr. Michael Müller, Vorstandsvorsitzender ALM e.V. und Vorstandsmitglied BDL e.V., einen Überblick zu Reformoptionen aus Sicht der Labore: „Eine Gebührenordnung muss klären, ob eine Laborleistung in der Disziplin richtig abgebildet ist und auch, wie Innovationen abgerechnet werden.“ Im Mittelpunkt stünde die hochwertige Versorgung der Patienten. Aber auch die Kommunikation sei ein entscheidender Punkt: „Bei 6.500 verschiedenen diagnostischen Möglichkeiten benötigen Haus- und Fachärzte Unterstützung durch die laborärztliche Expertise“, unterstrich Müller die interdisziplinäre Ausrichtung der Labormedizin.

VDGH-Geschäftsführer Dr. Martin kündigte für den Verband die Aktualisierung seiner Positionen zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens an. Zur laufenden Gesetzgebung sagte Walger: „Wir begrüßen das AMVSG, denn der Gesetzgeber untermauert damit den Wert der Labordiagnostik.“ Der VDGH-Geschäftsführer schlug vor, die Erstattungssituation von Diagnostika zur Abklärung einer Antibiotikatherapie gemeinsam mit den Partnern der Selbstverwaltung zu analysieren. „Es geht uns darum, mit geeigneten Tests die größtmögliche Hebelwirkung im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen zu finden“, sagte Walger. Gleichzeitig kritisierte Walger den zunehmenden Innovationsstau in der vertragsärztlichen Versorgung. Dr. Manfred Partsch vom GKV-Spitzenverband kündigte Neuregelungen im Verfahren des Bewertungsausschusses für das zweite Quartal 2017 an, betonte jedoch, dass „kein Spielraum für zusätzliche Mittel bei Laborleistungen im EBM“ erwartet werden könne.

Neue Märkte, Entwicklungen im Labor und richtungsweisende Methoden der Diagnostik wurden in weiteren Fachvorträgen beleuchtet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Diagnostica-Forums informierten sich über neue Erkenntnisse zur Antibiotikasteuerung (Prof. Dr. Sören Gatermann, Leiter des NRZ für gramnegative Krankenhauserreger Ruhr-Universität Bochum sowie Sophie Dannenfeld vom BKK-Landesverband Nordwest), zur blutbasierten Diagnostik bei Lungenkrebs (PD Dr. Lukas Heukamp, Sprecher Diagnostik des Lungennetzwerks NOWEL), zur Herausforderung durch importierte exotische Erreger (Prof. Dr. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin Hamburg) und zur Diagnostik seltener Erkrankungen durch den deutschen „Dr. House“, Prof. Dr. Jürgen Schäfer (Zentrum für unerkannte und seltene Erkrankungen Universitätsklinikum Gießen – Marburg).

Das VDGH-Diagnostica-Forum findet im Abstand von zwei Jahren statt und stellt die größte Plattform für den Austausch zwischen Diagnostika-Industrie und den ärztlichen Laboren dar.

Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) vertritt als Wirtschaftsverband die Interessen von 100 in Deutschland tätigen Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von rund 4 Milliarden Euro. Sie stellen Untersuchungssysteme und Reagenzien zur Diagnose menschlicher Krankheiten her, mit denen ein Umsatz von 2,2 Milliarden Euro erzielt wird, sowie Instrumente, Reagenzien, Testsysteme und Verbrauchsmaterialien für die Forschung in den Lebenswissenschaften, mit denen ein Umsatz von zwei Milliarden Euro erwirtschaftet wird.

Pressekontakt:

Gabriele Köhne

koehne(at)vdgh.de

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