VDGH-Diagnostica-Forum 2013: Labormedizin auf dem Abstellgleis?

Berlin, 4.02.2013 - "Die Laborindustrie in Deutschland kommt zum Stillstand, wenn sich an den politischen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen nichts ändert" warnten Experten aus Industrie, Wissenschaft und Labormedizin in der Diskussion mit Vertretern aus der Gesundheitspolitik auf dem 8. VDGH-Diagnostica-Forum in Berlin.

Dr. Karl-Heinz Büscher (re.) diskutiert mit Dr. Manfred Partsch_

Schnellerer Zugang zu Innovationen: VDGH-Vorstandsmitglied Dr. Karl-Heinz Büscher (re.) diskutiert mit Dr. Manfred Partsch vom GKV-Spitzenverband, Foto: Schacht

Dr. Martin Walger, Geschäftsführer des Verbandes der Diagnostica-Industrie (VDGH), präsentierte zum Auftakt der Veranstaltung die aktuellen Ergebnisse der VDGH-Mitgliederbefragung zu den wirtschaftlichen Erwartungen der Branche für dieses Jahr. „Der Optimismus ist im Gegensatz zur letzten Erhebung deutlich gedämpft“, so Walger, „der deutsche Diagnostika-Markt schrumpft in 2012 voraussichtlich um 1,5 Prozent auf insgesamt 2,19 Milliarden Euro.“ Gründe für den skeptischen Ausblick seien starke Kürzungen bei den ärztlichen Laborvergütungen und der Umstand, dass die Aufnahme neuer Labortests in die vertragsärztliche Versorgung zu lange dauert und in den letzten Jahren nahezu zum Erliegen gekommen ist, erklärte Dr. Karl-Heinz Büscher von Siemens Healthcare Diagnostics und Vorstandsmitglied des VDGH. „Die Industrie braucht jedoch verlässliche Rahmenbedingungen, um planen zu können“, so Büscher.

Das seit 2009 verabredete verkürzte Bewertungsverfahren sollte Abhilfe schaffen, doch passiert ist seitdem nicht viel: Von 13 vorgeschlagenen Laborinnovationen wurde ein Test in den EBM aufgenommen, neun werden immer noch beraten. Aber nicht nur die Industrie fürchtet den Stillstand im Labormarkt, sondern auch die Laborärzte und Wissenschaftler sehen sich bald auf dem Abstellgleis, weil Geld und Innovationen fehlen: Budgetierungen und strikte Vorgaben in der Bedarfsplanung könnten die flächendecken-de Versorgung der „Rund-um-die Uhr-Diagnostik“ nicht mehr gewährleisten. Auch seien für die Erforschung von Krankheitsentstehungen und Erregern neue Verfahren mit entsprechender Analysetechnik nötig, die erst noch entwickelt und zur Verfügung gestellt werden müssten, so die Experten auf dem Diagnostika-Forum. Probleme bei dem Bewertungsverfahren für Laborinnovationen räumen auch die Vertreter von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) ein: „Die Entscheidungen dauern länger als gewünscht.“


Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) vertritt als Wirtschaftsverband die Interessen von 95 Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von rund 3,8 Milliarden Euro. Sie stellen Untersuchungssysteme und Reagenzien zur Diagnose menschlicher Krankheiten her, mit denen ein Umsatz von 2,2 Milliarden Euro erzielt wird, sowie Instrumente, Reagenzien, Testsysteme und Verbrauchsmaterialien für die Forschung in den Lebenswissenschaften, mit denen ein Umsatz von 1,6 Milliarden Euro erwirtschaftet wird.


DATUM
04.02.2013


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VDGH Verband der
Diagnostica‐Industrie e. V.
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T 030 200 599‐43
F 030 200 599‐49
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