VDGH: "Schwangere mit Risiko nicht alleine lassen - Kassenpatientinnen warten seit acht Jahren auf Präeklampsie-Tests"

Berlin, 26.3.2019 - "Innovative Biomarker ermöglichen ein besseres Behandlungsmanagement von Frauen, die im Laufe ihrer Schwangerschaft einen Verdacht auf Präeklampsie entwickeln. Kassenpatientinnen warten jedoch seit acht Jahren auf den Zugang zu Präeklampsie-Tests", sagt Dr. Martin Walger, Geschäftsführer des Verbandes der Diagnostica-Industrie (VDGH).

„Als vorschlagsberechtigter Verband hat der VDGH bereits im Jahr 2011 dem Bewertungsausschuss von Kassenärztlicher Bundesvereinigung und GKV-Spitzenverband die Aufnahme dieser Labortests in die vertragsärztliche Vergütung empfohlen. Eine Entscheidung der Selbstverwaltung über die Aufnahme in den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) ist überfällig“, so der VDGH-Geschäftsführer.

Präeklampsie ist eine schwerwiegende Komplikation, die bei zwei bis drei Prozent aller Schwangerschaften auftritt, meistens in der zweiten Schwangerschaftshälfte. Sie kann zu einer Eklampsie und auch dem sogenannten HELLP-Syndrom führen und eine hochgradige Gefährdung für die Gesundheit und das Leben der Schwangeren und des ungeborenen Kindes darstellen. Unklare Symptome und der niedrige Vorhersagewert herkömmlicher Diagnostik (Blutdruckmessung und Bestimmung der Proteinausscheidung im Urin) erschweren die Unterscheidung zwischen klinisch relevanten und harmlosen Ausprägungen.

Spezifische Biomarker, die im Blut der Schwangeren gemessen werden, setzen an dieser Stelle an. Sie liefern bei Verdachtsfällen zusätzliche Informationen für die ärztliche Entscheidungsfindung und verbessern die kurzfristige Prädiktion bzw. den sicheren Ausschluss einer Präeklampsie. Ihr medizinischer Nutzen ist durch große klinische Studien belegt. Auch die ökonomischen Auswirkungen sind gut untersucht. Durch eine präzisere Diagnose, Prädiktion und Prognose können zu frühe Entbindungen, zu späte Behandlung der Schwangeren, aber auch unnötige Krankenhausaufenthalte erheblich reduziert werden. Die nachgewiesene Kosteneffektivität war ein wichtiger Beweggrund für das britische Gesundheitssystem, die Testung dort in den klinischen Leitlinien zu empfehlen.

„Schwangere mit einem klinischen Verdacht auf diese Erkrankung dürfen nicht alleine gelassen werden. Wir appellieren an die gemeinsame Selbstverwaltung von Krankenkassen und Kassenärzten, die neuen Präeklampsie-Tests in den EBM aufzunehmen und damit eine sichere Versorgung für die Schwangerschaft zu ermöglichen“, sagt Walger.


Der VDGH vertritt als Wirtschaftsverband die Interessen von 100 Unternehmen der Diagnostika- und der Life-Science-Research-Industrie. Sie stellen Untersuchungssysteme und Reagenzien zur Diagnose menschlicher Krankheiten her bzw. Instrumente, Reagenzien, Testsysteme und Verbrauchs-materialien für die Forschung in den Lebenswissenschaften. Beide Branchen zusammen erwirtschaften einen Umsatz von 4,4 Milliarden Euro in Deutschland.

Pressekontakt:

Gabriele Köhne
Leiterin Presse und Kommunikation
koehne@vdgh.de


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